Deutsche 50km Meisterschaften

Meisterliche und bleibende Team-Arbeit

Zu einem Erfolg gibt es immer mehr, als nur den Trainer und die Athleten:innen. Daher möchte ich einmal einen persönlichen Dank an unsere Helfer aussprechen, die sich vornehmlich vor Ort eingebracht haben.

Unsere Vorbereitung auf die 50 KM DM verlief holprig, bei Julia Jezek und Anni Stephan ist immer noch die 24 H DM im Körper und Christiane Neidiger hat sich, nach ihrem tollen Sieg in Winschoten, bei einem Fahrtspiel verletzt. Wir wurden als Favoriten abgestempelt, die wir in Normalform auch wären, doch so wurde das Unterfangen zu einer wahren Herausforderung. Mit dem erneuten Titelgewinn hätten wir Geschichte geschrieben, die Ersten zu sein, denen eine Verteidigung gelingt und so wollten wir auch darum kämpfen.

Am Abend vor dem Start in Bottrop, bei unserer ‘Stillen Stunde‘ in der Hotel-Lobby, habe ich meine Renntaktik mitgeteilt. Eine Taktik, die geprägt war von den sehr herbstlichen Wetterbedingungen und die für uns schwer zu laufende Strecke, die dadurch auch keine guten Zeiten versprach. Es gab bei meiner Idee eine Führungsgruppe mit Rainer Knust und Martin Armenat, damit sie sich um Jasmin Beer und Chrissi Neidiger kümmern und so weit wie möglich „tragen“ konnten. Beide Frauen sollten geschützt laufen, mit Routiniers, damit keine das Tempo überzieht. Beide Männer hätten zudem noch die eigene Chance gehabt, sich in der Altersklasse auf das Treppchen zu laufen bzw. Rainer zum Sieg. Julia nahm ich an, findet eine Gruppe und kann dort erst einmal mitrollen. Bei Anni war klar, dass sie sich ihr eigenes Rennen einteilt, störungsfrei alleine läuft und auf dem zweiten Streckenabschnitt aufholt.

Wie bei Meisterschaften üblich, haben diese ihre eigenen Gesetze und es kam anderes als gedacht. Beim Einlaufen wollte Julia’s Körper nicht mehr, die Nerven lagen blank. Sie sah sich als Versagerin, dann kam Anni vom Einlaufen, eher unser Nervenbündel, die ich abgedrängt habe, damit sie nicht Julia sieht und auch anfängt zu flattern. Martin bot sich da selbstlos an, auf seine Ambitionen zu verzichten und Julia zu begleiten, vor allem zu beruhigen. So haben wir 10 Minuten vor dem Start die Renntaktik geändert, ohne alle zu involvieren, damit Ruhe ausgestrahlt wird.

Das Rennen verlief bis 15 km wie angenommen, dann muss sich auf dem bewegenden Untergrund Chrissi vertreten haben und über den Rücken machten die Oberschenkel zu. Das Tempo der Gruppe konnte sie noch bis 25 km halten, doch danach wurde es zur Tortur. Eine 25 km Runde, die zwei Mal zu durchlaufen war, hatte zudem die Tücke, die Athleten:innen selten zu sehen, sodass die wenigen Berührungspunkte, zu Diskussionspunkten wurden. Mit Chrissi sich auszutauschen ist deutlich ruhiger als mit Julia, aber ich musste beide ums Weiterlaufen überreden.

Weil ich die Spitze immer verfehlte und nichts vom direkten Rennverlauf mitbekam, teilte Rainer mir auf der zweiten Runde mit, dass die Führung zu Jasmin gewechselt hatte. Diese Information konnte weder die langsamer werdende Chrissi, noch Julia fassen, weil wir somit in der Mannschaftwertung wieder in Führung gingen. Martin machte dabei einen hervorragenden Motivationsjob und führte Julia über die schwierige Strecke, welche oft kilometerlanges alleine laufen bedeutete.

Jasmin in Führung, zeigte ein Lächeln auf Rainer seinem Gesicht und er arbeitete unermüdlich am Tempo, wodurch er Distanz zur Zweitplatzierten brachte sowie sich in der Altersklasse in Führung. Doch dann musste Jasmin zwei Mal in die Büsche und Rainer wartete. Sein Altersklassensieg ging am Ende um 21sec. verloren, er wurde trotzdem stolzer Zweiter, mit meinem großen DANK an Dich, dass Du Jasmin ohne Murren, immer zur Seiten stehend betreut hast, wo eine andere Betreuung auf der Runde nicht möglich war.

Martin brachte Julia ins Ziel, ohne wie vorgehabt eine eigene, neue Bestzeit und in seiner Altersklasse auf das Treppchen zu laufen. Chrissi, die eigentlich reif für eine Einzelmedaille war, lief mit gebrochenem Herzen tapfer durch. Musste einige passieren lassen, die seit geraumer Zeit nicht mehr auf ihrem Leistungsniveau waren, doch manchmal zählt die Mannschaft mehr, zum Quälen und Qualen ertragen.

Anni kam etwas unberührt dieser Dinge gut nach Hause und komplimentierte unser Team. Wäre es dennoch zu einem Patzer gekommen, hätte die Bestzeit laufende Nadine Emminghaus die Mannschaft kompensiert. Es hätte dann zwar nicht zur Titelverteidigung gereicht, aber immer noch zu einem Plätzchen auf dem Treppchen.

Ich möchte mich aber ganz besonders bei Rainer und Martin bedanken, für eine außergewöhnliche Teamarbeit. Sicherlich ist meine Idee von Tempomacherdiensten mittlerweile bekannt und wurde auch schon kopiert, doch dieses Mal war es besonders gewinnbringend.

Zum Schluss möchte ich mich bei Chrissi entschuldigen, weil ich nicht, wie verabredet am vorletzten Verpflegungspunkt auftauchte, wo wir über eine Aufgabe sprechen wollten. Ich hatte gehofft, wenn sie mich nicht sieht um ins Auto einsteigen zu können, dass sie weiterläuft. Dies hat Chrissi auch gemacht, der Mannschaft den Sieg gesichert, obwohl sie einige Läuferinnen vorbei lassen musste, was bestimmt sehr weh tat, ohne die Schmerzen im verletzten Bein zu berücksichtigen.

Der Mannschaftstitel war diesmal hart erkämpft, unter Tränen, aber Zeiten sind vergänglich, Titel sind in Stein gemeißelt und bleiben ewig, zumal dieser auch noch zusammen schweißt !

Zurück