Deutsche 50 km Meisterschaften

Deutsche Meisterschaften haben ihre eigenen Gesetze

Seit November liefen für Julia Jezek, Dorina Schmidt, Anne Stephan und Samalya Schäfer die Vorbereitungen auf die Deutschen Meisterschaften über 50 km in Ebershausen. Jeder nahm dabei einen unterschiedlichen Weg auf, ob über Pisa, Senftenberg, Tel Aviv oder auch im Plänterwald sowie am Frauensee. Die Leistungskurven stiegen bei allen in Richtung Frühjahrshöhepunkt an und wir freuten uns auf eine erfolgreiche Meisterschaftsteilnahme.

Die Anreise und die Unterkunft im nahegelegenen Wettkampfort Krumbach waren gelungen. Haben wir noch unsere sämtlichen langen Strecken bei Kälte oder Regen absolviert, stellte sich nun für diese Mühen das Wetter auf Sommer um, und somit auf die erste Herausforderung.

In der ersten Nacht folgte die nächste und so klingelte früh das Trainer-Handy, mit den Worten: „Ich will Niemanden nervös machen !“ Julia hatte sich längerfristig mit dem Keramiksaal ihres Appartements angefreundet und deutete ihre Wettkampfabsage an. Ein Tag lang unter Hochspannung wurde alles unternommen, diese Situation zu meistern, was dann am Abend gelang. Eine ideale Wettkampfernährung mit Zwieback und Kaffee folgte zur Aufmunterung.

In der Wettkampfnacht zum Morgenauftakt folgte die nächste Hiobsbotschaft. Anni hatte sich verlegen und konnte sich nicht mit einlaufen, war in den Oberschenkeln schmerzend blockiert. Alle Hilferufe gen Berliner Ärzten blieben erfolglos und die Medikamentierungen brachten keine erhoffte Entspannung der Muskulatur. Auf der kurzen Fahrt zum Start, glaubten wir an eine Besserung durch das Sitzen, doch auch diesmal gelang das Einlaufen nicht.

Anni ging trotzdem an den Start, in der Hoffnung dass sich etwas löst, doch nach dem ersten Kilometer versagten die Beine völlig. Sie spürte diese nicht mehr und stürzte. Die Aufgabe war traurig, denn wir wollten nicht nur als Frauen-Team an den Start gehen, sondern dem Stadtrivalen LG Nord, nach dem sympathischen O-Ton von Michael Irrgang benannt, weit davonlaufen. Doch Meisterschaften haben ihre eigenen Gesetze und so mussten wir kampflos den Titel in der Mannschaftswertung den Frauen der LG Nord überlassen.

Julia und Dorina liefen, noch nicht um die Geschehnisse wissend entsprechend ihrer tollen Trainingsergebnisse. Doch lange konnte das Ausscheiden nicht verheimlicht werden und das Entsetzen der entschwundenen Möglichkeit war groß. Julia lief plötzlich wie entfesselt, wohingegen sich bei Dorina die Frage nach dem Sinn breit machte. Nach etwas mehr als der Hälfte der Strecke war dann ihr Grübeln beendet und sie stieg aus, um auch Julia auf dem mittlerweile sonnenüberfluteten Rundkurs anzufeuern.

Im Vorfeld hatten wir auf ein sehr schnelles Meisterschaftsrennen spekuliert, zumal dies auch die Meldeliste aussagte und so ordneten wir Julia um den 8. Gesamtplatz ein. Doch nun lief sie sich von Platz 11 startend auf 3 vor und hatte ihre Bestzeit immer in Sichtweite. In ihrem erst zweiten 50 km Straßenrennen und ersten Deutschen Meisterschaft, verlor sie auf den letzten 10 km etwas am Geschwindigkeit und spürte die erfahrene Läuferin Birgit Fauser heraneilen. 300 Meter vor dem Ziel wurde Julia dann vom 3. Gesamtplatz auf den 4. verdrängt, aber lief mit Bestzeit von 3:57:03 Std. einen couragierten Wettkampf, der zudem mit dem 2. Platz in der AK 35 belohnt wurde.

Vierte Plätze sind uns über 50 km nicht ganz unbekannt, nach dem Gerrit Wegener 2015 und 2016 diesen erreichte und Martin Ahlburg 2017. So hätte das eigentlich auch ein Ziel für Samalya sein können, wofür er sich sein Rennen gut einteilte. Die Rundenzeiten verliefen bis 30 km konstant und plötzlich verlor er etwas den Faden, konnte aber mit Alexander Sellner von der LG Passau, nach dem er einen kurzen Moment gewartet hatte, einen passenden Laufpartner finden und fing sich wieder.

Als dann der Mitfavorit Marco Bscheidle, ebenfalls von der LG Passau, schwächelte und für Samayla in Reichweite kam, folgte eine sehenswerte Aufholjagd. Es reichte nicht ganz und Marco rettete sich auf „unseren“ 4. Platz. Dennoch lief Samalya dank seines Einsatzes mit 3:15:23 Std. persönliche Bestzeit und damit zwei Minuten schneller als 2015 und somit ein perfekter Wiedereinstieg in den Ultramarathon-Bereich, nach dem ungünstigen Verlauf 2016 bei den Deutschen Meisterschaft und einem Pausenjahr über 50 km in 2017. Zudem erkämpfte er sich die beste Platzierung bei einer Meisterschaft.

Da er eigentlich noch 34 Jahre alt ist, hätte er mit diesem Alter die Altersklasse 30 bis 34 deutlich gewonnen, doch es zählt in der DUV Meisterschaft der Jahrgang und somit ist er der stärksten Altersklasse angehörig. Dort reichte es dann doch noch zu „unserem“ 4. Platz.

Zurück
Dorina Schmidt | Samalya Schäfer | Julia Jezek | Anne Stephan
50 km Start um 9.00 Uhr in Ebershausen
Samalya nach der ersten 5 km Runde
Julia nach 5 von 10 Runden
Dorina nach 5 von 10 Runden
Julia bei 30 km am Verpflegungstisch
Julia Jezek Deutsche Vize-Meisterin und Samalya Schäfer 4. Platz der AK 35